Reis-Bruchkornanalyse mit der Besatzmaschine

Dank unserer guten Zusammenarbeit mit der Firma „Müller´s Mühle“ kann die Besatzmaschine jetzt auch zur Analyse von Reis und Hülsenfrüchten verwendet werden.

Letztes Jahr bekam die Firma Kunkel einen neuen Auftrag der Müllers Mühle GmbH. Diese Firma ist eine der größten Erzeuger für Hülsenfrüchte und Reis in Deutschland und das Logo mit dem „Mühlenmännchen“ hat vor allem in deutschen Haushalten einen hohen Wiedererkennungswert.

Der dortige Produktionsleiter Herr Alfer wurde auf unsere Besatzmaschine aufmerksam, die auch in der Hildebrandmühle in Mannheim installiert ist. Er wollte wissen, ob sich dieses Gerät auch für die Analyse von Hülsenfrüchten oder Reis eignen würde. Da wir immer bestrebt sind, unsere Technologien weiterzuentwickeln und auf neue Anwendungsfelder auszuweiten, war dies ein sehr interessanter Auftrag, den wir sofort angenommen haben.

Wir wissen, dass unsere Maschine und vor allem unsere Software sehr flexibel ist und freuten uns auf die vielen Proben, die dann auch bald in unser Haus geliefert wurden. Wir sollten uns dabei als erstes um den Reis kümmern und als zweites schauen, ob das Gerät auch für Hülsenfrüchte wie z.B. Linsen, Erbsen oder Bohnen geeignet ist.

Thema Reis

Auch wenn Reis grob zu Getreide gezählt wird, so ergaben sich in der Praxis doch völlig neue Aufgaben und Probleme, die wir lösen und berücksichtigen mussten. Man muss sich bei der digitalen Analyse an die Richtlinien halten, die in der Lebensmittelwirtschaft bereits etabliert sind. Reis wird intern in ganz andere Kategorien eingeteilt als Weizen und mit der BLL Richtlinie für Reis hatten wir eine gute Grundlage und Vorgabe für unsere digitale Analyse.

So gibt es beim Reis z.B. die Kategorien Reis, Weißreis, Naturreis, geschliffener Reis und die wichtige Kategorie Bruchreis.
Dieser Bruchreis ist ein „unerwünschtes Nebenprodukt“ der Produktion und Lagerung und wird nochmal in grob, mittel, fein und Bruchstücke unterteilt. Aber auch die Farbe oder Textur des Reises wird bei der Qualitätskontrolle untersucht und so gibt es z.B. die Kategorien Parboiled Reis, Kreidige Körner, Bernstein-farbige und gelbe Körner, Paddys und Fremdbesatz. Dieser Fremdbesatz wird wiederum in organische und anorganische Fraktionen unterteilt.

Kreidige Körner sind ähnlich wie mehliger Durum nicht vollständig ausgereift und ihre Oberfläche ist mehlig und nicht durchsichtig. Paddy ist Reis, der nur gedroschen wurde und noch von einer deutlich erkennbaren Strohhülse umgeben ist.

Unterschieden wird der Reis wiederum in verschiedene Klassen, so gibt es z.B. Rundkorn, Mittelkorn und Langkorn-Reis. Wichtig ist das vor allem dann, wenn man das Längen/ Breiten Verhältnis bei der Analyse untersuchen möchte, weil das wiederum Rückschlüsse auf die Reissorte zulässt.

Einteilung von Reis in verschiedene Kontrollbilder (Bilder aus der Maschine)

Umsetzung in die Besatzmaschine

Es war nun unsere Aufgabe, diese vielfältigen optischen Qualitätskriterien zu gliedern und in ein geeignetes maschinelles Verfahren zu überführen. Der Wunsch des Kunden sah vor, dass man „einfach die Probe in die Maschine einfüllt“ und nach der automatischen Analyse die Werte ablesen kann. Bis jetzt wird das alles noch von Hand gemacht und diese Arbeit ist sehr aufwändig und personalintensiv. Vor allem bei der Menge der Proben, die in der Fabrik in Gelsenkirchen anfallen, liegt es nahe eine automatische Lösung zu schaffen.

Im Labor der Müllers Mühle wird zudem jedes einzelne Korn mit der Schieblehre vermessen bzw. mit einem Lineal die „dreiviertel Korn“- Länge bestimmt. Diese ist wiederum Grundlage für die Berechnung des Bruchanteils. Denn nur Körner die kleiner als ¾ der durchschnittlichen Kornlänge sind, werden als Bruch bezeichnet. Unsere Besatzmaschine sollte also vollautomatisch die durchschnittliche Länge und Breite, die Länge des ¾ Kornes und den Bruchanteil in Prozent ermitteln.

Der Vorteil der Besatzmaschine ist, dass sie sehr dynamisch und flexibel aufgebaut ist. So war es relativ einfach, neue Spezialklassen aufzubauen, die sich z.B. auf die Erkennung der Paddys oder die rötlichen Körner konzentrieren.

RGB-Farbmessung für Rotkorn

Sonderfall Bruchkorn

Den Bruchanteil der Probe hatten wir in einer ersten Programm-Version über die Größe und die elliptische Form des Reiskornes erstellt. Unterschreitet ein Objekt eine bestimmte Größe und weist zudem noch eine gebrochene oder „unrunde“ Form auf, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich hierbei um ein gebrochenes Reiskorn handelt.

Erste Analysen waren dann auch schon ganz gut, aber nicht gut genug. Meistens wichen die Prozente zwischen 1 und 5 Prozent ab, manchmal noch deutlicher. Herr Alfer bemängelte zurecht, dass bei so einer Lösung immer erst die Hauptklasse bekannt sein und auch erst manuell definiert werden muss. Das war ihm aber nicht dynamisch genug, da er in seinem Labor mit unzähligen Reissorten konfrontiert ist und die Maschine ja am Ende Arbeit und Energie sparen soll.

Das Ziel für die Überarbeitung der Maschine sah nun so aus:

  • Nimm einen beliebigen Reis und fülle ihn in die Besatzmaschine
  • Die Maschine ermittelt automatisch die Größe der Hauptklasse und erstellt einen Längen- und Breitenwert
  • Berechne daraus die Größe für den Bruchgrenzwert (also die ¾ Größe)
  • Ermittele alle Objekte, die kleiner als dieser Bruchgrenzwert sind und erstelle die Prozentangaben automatisch

Diese Vorgänge sind alle in einem einzigen Vorgang in Echtzeit zusammengefasst.

Mit diesem Update fuhren wir im Dezember nochmal nach Gelsenkirchen und stellten die neue Lösung dem Kunden vor.
Die Ergebnisse wurden deutlich besser und auch völlig neue, unbekannte Reisproben wurden nun viel besser und vor allem schneller untersucht. Dennoch gab es eine geringe Abweichung von der manuellen Analyse und Herr Alfer, Herr Kunkel und ich überlegten, woran das wohl liegen könnte.

Schnell kamen wir darauf, dass die Maschine ja „Objektprozent“ ermittelt, im Labor aber die „Gewichtsprozent“ ermittelt werden. Das führt unweigerlich zu Abweichungen. Denn für die Maschine war jedes Bruchkorn nur ein Objekt und dementsprechend erhöht sich die Prozentzahl immer gleichbleibend und linear. Wenn im Labor aber nun ein kleines Bruchkorn oder ein größeres Bruchkorn gewogen wird, ergeben sich am Ende andere Prozentzahlen.

Herr Alfer fragte uns also, ob es nun möglich sei, die Maschine dahingehend anzupassen und noch einen Wert für das „Einzelkorngewicht“ in die Software zu implementieren. So kann die Maschine leichter erkennen, inwiefern kleine Objekte in der Prozentangabe anders gewichtet werden sollen als große.

Einzelkorngewicht Reis und automatische Analyse

Wir haben die Software also nochmal überarbeitet und nun erfüllt sie ihren Zweck vollumfänglich.

Der Kunde muss für jede Reissorte das Einzelkorngewicht bestimmen und in der Datenbank hinterlegen. Dies muss für jede Reissorte nur einmal gemacht werden. Die Maschine berechnet anhand der gezählten und gewogenen Körner dann das Gewicht und kann dieses in die Analyse einfließen lassen. Sogar die Größe der gebrochenen Körner wird berücksichtigt und das Gewicht dann anteilig berechnet, so dass die Maschine einer optischen Waage gleichzusetzen ist.

Der Vorteil an dieser Waage ist aber, dass sie wesentlich schneller als die manuelle Methode arbeitet und am Ende ein Ergebnis mit einer Genauigkeit von weniger als 1 Prozent der Kunden-Werte liefert.

Tabelle zur Eingabe des Einzelkorn-Gewichtes

Fazit

Was leistet die Besatzmaschine nun für das Thema Reis und Bruchkorn?

  • Eine beliebige Reissorte kann direkt in die Maschine gefüllt werden
  • Die Maschine übernimmt die Messung der Länge und Breite aller Reiskörner
  • Die Geschwindigkeit ist dabei deutlich schneller als die manuelle Analyse, ca. 35 Gramm pro Minute
    (das sind ca. 2000 Reiskörner pro Minute)
  • Die durchschnittliche Länge und Breite aller Reiskörner wird berechnet und ausgegeben
  • Der ¾ Wert des Reises ist sofort abzulesen
  • Man erkennt auf einen Blick die „Hauptklasse“ und die „gebrochenen Körner“

Raps-Probe roh mit Besatz in einer blauen Schüssel, etwas unscharf weil Handybild

Kletten in Raps

Ein weiterer interessanter Anwendungsfall für die Besatzmaschine

Wer kennt sie nicht, diese kleinen pelzigen, haarigen Samenkugeln, die im Sommer beim Streifen durch die Wiese gerne mal an der Kleidung hängenbleiben? Es handelt sich meistens um die Samen des „Kletten-Labkrautes“, einer krautigen einjährigen Pflanze, die zwar als Arzneipflanze oder sogar als „Lab-Ersatz“ genutzt werden kann, beim landwirtschaftlichen Anbau von Getreide aber als störendes Ackerunkraut gilt. Beim Spazierengehen kann man die Kletten vielleicht noch mit spitzen Fingern von der Hose zupfen, im großen industriellen Stil ist es viel aufwändiger und die Reinigungsmaschinen müssen speziell eingestellt werden. Das verursacht Kosten durch Zeit- und Energieaufwand. Außerdem erhöht sich die Trocknungszeit und das Endprodukt wird durch die fremden Inhaltsstoffe verunreinigt.

Vor allem beim Raps gehört das Kletten-Labkraut zu den fünf häufigsten Unkrautarten und hat z.B. die Eigenschaft, höher als die Raps-Pflanzen zu wachsen und dann eine Licht-Konkurrenz zu erzeugen. Weil die Pflanze außerdem ein Stickstoffanzeiger ist, profitiert sie von einer starken und häufigen Düngung. Weil sie auch schwierig zu bekämpfen und widerstandsfähig ist, kann sie im schlimmsten Fall den gesamten Ertrag um bis 60 Prozent mindern (Quelle: Wikipedia).

Landwirtschaftliche Erzeuger, aber auch die Ölmühlen, die die Rapssaat anschließend reinigen und weiterverarbeiten, müssen also sehr darauf achten, wie hoch der „Klettenanteil“ in ihrem Grundprodukt ist und brauchen sofort eine Warnung, wenn sich der kritische Wert erhöht oder die ganze Ware damit verunreinigt ist. Mühlen machen das meistens mit einer manuellen Besatzanalyse, dabei werden zwischen 20 und 50 Gramm mit dem Auge, der Pinzette und der Waage begutachtet. Das wertvolle Personal des Labors wird dann mit einer relativ einfachen und ermüdenden Arbeit gebunden und kann in der Zeit keine anderen Aufgaben erledigen.

Bei sehr großen Ölmühlen gibt es teilweise Tagesleistungen von 1000 bis 1.500 Tonnen (vor allem in der Erntezeit), die auf diese Weise jeden Tag überprüft und erfasst werden müssen. Es liegt auf der Hand, dass es für die menschliche Analyse fast unmöglich ist, mit kleinen Handproben von z.B. 25 Gramm immer den besten und aktuellsten Überblick über die Warenannahme und die Zusammenstellung der Raps-Qualität zu bekommen. Allein der zeitliche Aufwand ist enorm und mit der manuellen Analyse bekommt man nicht die nötige Kontrolldichte.

Die Firma Kunkel bekam die Anfrage, ob die Analyse von Raps und Kletten mit der Besatzmaschine möglich ist. Dazu wurde ein neues Produkt angelegt und die Bild- und Einstellparameter für diesen Anwendungsfall eingerichtet und optimiert. Es hat sich herausgestellt, dass sich auf den ersten Blick die Kletten nicht sehr deutlich vom Grundprodukt Raps unterscheiden. Größe, Form und Farbe sind sehr ähnlich. Mit den präzisen Einstellparametern der Besatzmaschine war es dennoch möglich, eine Unterscheidung vorzunehmen. Dabei helfen z.B. die Tatsache, dass die Größe und kleinste Farbabweichungen sehr präzise erfasst werden können.

Bei der anschließenden Nachkontrolle der Analysebilder haben wir eine fast 100-prozentige Treffsicherheit erhalten, d.h. in den Kontrollbildern für Kletten befanden sich auch nur Kletten und keine anderen, fälschlich eingeordneten Objekte.

Der Vorteil bei unserer automatischen Besatzanalyse besteht des weiteren darin, dass wir in einem Durchgang noch andere Besatzarten wie z.B. Fremdgetreide, Spelzen oder Staub erkannt haben und die Ergebnisse sofort und ohne weitere Wiege- und Rechenschritte dem Anwender zur Verfügung stehen.

Es ergibt sich außerdem ein deutlicher Geschwindigkeitsvorteil: Beim manuellen Auszählen von Raps haben wir für ca. 2 Gramm ca. 10 Minuten gebraucht. In der gleichen Zeit hat unsere Maschine aber über 160 Gramm analysiert, d.h. die digitale Zählung ist über 80x schneller als die Handuntersuchung.

Für das Labor wird die Maschine also eine wichtige Stütze für die tägliche Analyse-Arbeit. Die Maschine kann z.B. als „Voruntersuchung“ genutzt werden und einen ersten Hinweis über die genaue Zusammensetzung der Proben geben.

Mit der Besatzmaschine können nun wesentlich häufiger Stichproben gezogen werden und es ist auch problemlos möglich, die Analysemenge zu erhöhen. Allein dadurch erhöht sich die Genauigkeit und die Aussagekraft über die Qualität der angenommenen Waren.

Probenbehälter auf Scanner, im Vordergrund das Farbmessgerät, das Bild ist aus dem Labor, man sieht noch Probenbehälter auf der linken Seite mit Stärke

Weißgradmessung und Scanner-Update bei Kröner Stärke

Viele Menschen wissen gar nicht, was Stippen sind, dabei gibt es viele Produkte im Lebensmittel- oder Industriebereich, die herstellungsbedingt braune oder schwarze Partikel im Endprodukt haben können. Dazu gehört z.B. auch Stärke, die aus Kartoffeln, Weizen oder Mais hergestellt wird und viele Anwendungsbereiche in der Industrie und bei Lebensmitteln hat. Bei Lebensmitteln schätzt man z.B. die Quellwirkung, die zu gebundenen Soßen führt und Nahrungsmittel verdickt und stabilisiert. In der Industrie wird Stärke u.a. als Klebstoff oder zum Verdicken von Farben eingesetzt.

Gute Stärke zeichnet sich als Rohprodukt durch die weiße Farbe und die Reinheit aus.

Die Firma Kröner Stärke hat bei der Stärke-Herstellung große Erfahrung und bietet hervorragende und hochwertige Stärke-Produkte an. Zur Unterstützung der Qualitätskontrolle wird u.a. unser Scanner-System verwendet. Im Juli waren wir bei unserem Kunden und haben das neuste Update mit vielen neuen Funktionen für unser Scanner-System übertragen.

Dabei haben wir die Software, die nun schon seit 5 Jahren im Einsatz ist, aktualisiert und auf den neusten Stand gebracht. Außerdem wurde der Scanner ausgetauscht, weil er nach intensiver Benutzung im Labor einige Gebrauchsspuren hatte.

Unser Kunde misst die braunen und schwarzen Stippen in der fertigen Stärke, aber auch der Weißgrad ist für die endgültige Qualitätsbeurteilung sehr wichtig.

Die Galerie zeigt Bilder aus dem Labor. Diese können mit einem Linksklick vergrößert werden.

Die Stärke wird in verschiedenen Qualitätsstufen hergestellt. Kleine Schwankungen im Weißgrad sind mit dem menschlichen Auge kaum zu erkennen, darum benötigt man ein System, das auch die kleinsten Farbabweichungen zuverlässig und objektiv erkennen kann. Diese Werte werden dann in eine Tabelle eingetragen, damit Abweichungen von den aktuellen Produktionsstandards sofort erkennbar sind.

Unser Scanner-System liefert die nötige Genauigkeit zur Kontrolle der Stippen und des Weißgrades. Jede Probe kann innerhalb von wenigen Minuten gemessen werden. Außerdem haben wir eine neue Kalibrierung durchgeführt und das System ist nun auf unser neues Farbmessgerät kalibriert.

Wenn in der Zukunft wieder ein Scanner ausgetauscht werden muss, kalibriert man diesen auf die korrekten Farbwerte und die Messungen können nahtlos weitergehen, ohne die internen Spezifikationen anpassen zu müssen.